t3n-Interview: Wie KI und Tech unser Essen verändern

Die aktuelle Ausgabe des t3n-Magazins widmet sich dem Thema wie KI und Tech unser Essen verändern.

Jennifer Spatz und Kathi Preppner schreiben über KI-Prognosen für Brötchen, digitale Zwillinge für Schnitzel und MRTs für mehr Tierwohl.

Ich durfte mit den Autorinnen darüber sprechen wie KI-Anwendungen dabei helfen, dass wir weniger Lebensmittel verschwenden und wo die smarten Algorithmen schon überall in der Lebensmittelkette am Werk sind.

Es sind Projekte wie diese, die den Foodtech-Experten Hendrik Haase optimistisch stimmen. Gerade in der Landwirtschaft gebe es schon viele technische Lösungen: „Wir reden so gerne über autonomes Fahren oder Gesundheits-Apps. In der Landwirtschaft gibt es hingegen nicht den einen großen Roboter, der die ganze Arbeit auf einem Betrieb macht - aber es gibt sehr viele smarte Ansätze von Startups in Richtung CO,-Einsparung, in Richtung Tierwohl.

Jetzt kommt es darauf an, dass solche Ansätze in der Breite Erfolg haben."

Moderation: International Food Tec Award 2024 auf der Messe Köln

Es hat mich mit großer Freude erfüllt den diesjährigen International FoodTec Award auf der Köln Messe moderieren zu dürfen und den zahlreichen Innovator:innen der Lebensmittelbranche eine Bühne zu bieten.

Wir müssen den technologischen Wandel umsichtig, inklusiv, transparent & verantwortungsvoll gestalten. Besonders auf dem Teller!

Hinter jeder Technologie stehen Menschen, die sie entwickeln.

Geben wir ihnen ein Gesicht und noch besser eine Stimme, damit wir in den Dialog kommen.


💡 In meinen Eingangsworten bin ich auf die Reaktionen eingegangen, die rasche Veränderungen durch Technologie oft haben:

➡️ Romantisierung der Vergangenheit
➡️ Angst vor einer technologischen Dystopie
➡️ blindes Vertrauen in Technik als Allheilmittel

Keiner dieser Ansätze fördert ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem.

🚀 Innovationen treiben heute unser Lebensmittelsystem rapide voran, doch sind sie außerhalb der Food-Bubble, manchmal sogar innerhalb der Branche, oft schwer nach zu voll ziehen, ihre Auswirkungen schwer abschätzbar.

👆Innovator:innen, besonders im Food-Tech-Bereich, müssen sich ihrer Verantwortung für Gesellschaft, Kultur und Umwelt bewusst sein. 👉 "Responsibility" ist daher ein sehr zeitgemäßes Motto der Anuga FoodTec 2024

➡️ Technologischer Fortschritt muss mit der Gesellschaft, für die Gesellschaft erfolgen – denn er betrifft uns am Ende alle und das täglich.

Fotos & Aftervideo: DLG e.V.

Besonderen Dank an die tollen Interviewgäste aus der IFTA Jury auf der Bühne Katharina Riehn, Gänzle Michael, Tilo Hühn und Gi Eun Kim

“Technologien dienen keinem Selbstzweck. Sie müssen gestaltet werden” - Interview zur Anuga FoodTec 2024

Die Anuga FoodTec ist die Leitmesse für die Zulieferer der Lebensmittel- und Getränkeindustrie und findet dieses Jahr vom 19. bis 22. März 2024 auf der Messe Köln statt.

Das Magazin der Messe hat mich zu den Perspektiven und Herausforderungen in der neuen Nahrungsmittelwirtschaft befragt.

Agrarrobotik, Drohnen, künstliche Intelligenz aber auch alternative Proteine, Vertical Farming oder zelluläre Landwirtschaft – die Lebensmittelbranche ist in Bewegung. Eine New Food Economy will ändern, wie wir Nahrungsmittel produzieren, verarbeiten oder zu uns nehmen. Doch was ist eigentlich nötig, damit eine Idee auch auf den Markt findet, sich festsetzt und zur neuen Normalität wird? Der New Food Economy Experte Hendrik Haase sprach mit uns auf der Anuga FoodTec 2024 in Köln.

Hendrik Haase lebt für Lebensmittel. Und er baut Brücken. Früher zwischen Landwirtschaft und Konsumentenschaft, wobei es ihn vor allem um regionale Lebensmittel, Transparenz und Nachhaltigkeit ging. Heute stehen bei ihm Technologien im Mittelpunkt, und zwar entlang der kompletten Wertschöpfungskette. Denn die Potenziale und Chancen unserer Zeit seien groß, sagt er. Doch es gäbe auch immer noch Gräben zwischen Urproduktion, Handel und Verbraucher. Wo er diese sieht und wie man sie überwinden kann, erzählt er uns im Interview.

Herr Haase, was meinen Sie eigentlich genau, wenn Sie von „New Food Economy“ sprechen?

Ich bin sehr viel in Food Labs und Food Hubs unterwegs. Dort finden sich Gründerinnen und Gründer zusammen, um an Ideen, an Technologien und an praktischen Dienstleistungen zu arbeiten, die sonst in der normalen klassischen Lebensmittelbranche nicht zu finden sind. Das ist für mich der Kern der New Food Economy. Und um diesen hat sich in den letzten Jahren ein durchaus vitales Ökosystem gebildet. In all den Labs und Co-Working-Spaces werden Lebensmittelketten, Lebensmittelproduktion, Lieferung, Handel, aber auch die Bewirtschaftung von Agrarflächen auf Basis innovativer Technologien neu gedacht. Aber ich muss dazu sagen, dass in den letzten Jahren auch in der klassischen Food Economy solche Wege gegangen werden. Unternehmen wie Fendt haben begonnen, Transformationszentren einzurichten; inhouse eigene Start-ups anzusiedeln oder Joint Ventures einzugehen. Auch das gehört für mich zur New Food Economy dazu.

Ein Roboter der Firma KUKA auf der Anuga FoodTec 2024

Das heißt, es wird wirklich die gesamte Kette vom Acker bis auf den Tisch und darüber hinaus betrachtet?

Ja, und das finde ich so spannend. In den Food Hubs und Labs sitzen Gründerinnen und Gründer zusammen, die an den unterschiedlichsten Dingen arbeiten. Der eine kreiert ein neues Proteinprodukt aus dem Fermenter, die andere baut eine KI-gesteuerte Agrarrobotik und nebenan wird an einer App zur personalisierten Ernährung mithilfe von selbstlernenden Algorithmen programmiert. Da wird interdisziplinär gedacht und gearbeitet – und zwar über diese gesamte Kette hinweg. Das schafft Synergien. Und dieser Blick über den eigenen Tellerrand hat der Branche aus meiner Sicht bislang gefehlt. Da wird es natürlich schwierig mit übergreifenden Innovationen. Die aber, so glaube ich fest, brauchen wir dringend für unsere Zukunft.

Die Old Food Economy hat uns ja sehr lange Zeit gut ernährt. Warum, denken Sie, sollten wir die Transformation zulassen oder gar aktiv vorantreiben?

Weil die Herausforderungen heute durchaus komplexer sind. Geopolitik, Klimawandel, Verbrauchererwartungen – all das beeinflusst die klassische Lebensmittelbranche mehr denn je. Das sehen wir nicht nur daran, dass es sie jetzt auch in Deutschland auf die Straße treibt. Und ich bin mir sicher: Um diese Herausforderungen zu meistern, ist ein grundlegender Technologiewechsel nötig. Überspitzt gesagt: Es wird nicht reichen, einfach nur über eine neue Reifenaufhängung am Traktor nachzudenken. Wenn wir an alten Technologien kleben und sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag optimieren, kommen wir nicht weiter. Wir müssen disruptive Gedanken zuzulassen. Auf der anderen Seite steht natürlich nach wie vor ein großer konservativer Anteil. Man hat das schon immer so gemacht und deshalb will man es eben weiter so machen. Aber wir merken ja an vielen Ecken und Enden, dass es so nicht weitergehen kann. Und dafür brauchen wir Impulse. Dafür brauchen wir einmal Visionäre und Visionärinnen, die weit in die Zukunft denken. Wir brauchen Gründerinnen, Entrepreneurs, Unternehmerinnen, die diese Transformation aktiv gestalten. Und natürlich, das will ich ebenfalls betonen, brauchen wir auch jene Unternehmen, die die Grundlast stemmen.

Unterwegs auf der Messe (Foto: DLG)

Die alte und die neue Welt stehen sich also nicht per se gegenüber, sondern sollten gemeinsam in die gleiche Richtung gehen?

Genau dahin müssen wir, auch wenn das leider häufig noch eher Wunschdenken ist. Gerade in der klassischen Old Food Economy werden diese Transformationsbemühungen gerne als Experimente von irgendwelchen Spinnern abgetan. Davor kann ich nur warnen. Das macht keinen satt. Ich glaube, wir brauchen da eine andere Innovationskultur, ein anderes Denken. Und da haben wir in Deutschland noch einiges aufzuarbeiten. Aber auch in der Start-up-Welt begegne ich immer wieder einer gewissen Hybris. Da denken manche: „Wir haben jetzt die Revolution auf dem Teller und alle werden das ab morgen essen.“ Doch das stimmt in vielen Fällen auch nicht. Da gilt es einen gewissen Respekt vor dem Erbe zu wahren. Denn die klassische Landwirtschaft sorgt natürlich nach wie vor dafür, dass wir alle satt werden.

Sie sprechen viel von Technologien, wenn Sie von der Transformation reden. Heißt das, die Technik wird’s schon richten?

Nein, eben nicht. Und das ist aus meiner Sicht eine der großen Herausforderungen. Und auch der Gefahren. Wenn man einfach nur auf neue Technologien setzt, vergisst man schnell den kulturellen Einfluss. Man vergisst die gesellschaftlichen Herausforderungen, die Politik und natürlich auch das traditionelle Wissen. Denn vieles, was in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten erprobt wurde, ist nicht per se veraltet. Auch das meine ich mit Hybris. Da kann man sich nicht einfach drüber stellen und erwarten, dass eine neue Technologie mit offenen Armen empfangen wird. Dafür braucht es eine funktionierende Innovationskultur. Denn viele der neuen Technologien wie datengetriebene Systeme oder selbstlernende Algorithmen sind wirklich mächtig, aber auch unsichtbar. Ein Traktor ist ein sichtbares Symbol. Und was man damit machen kann, weiß jedes Kind. Einen Algorithmus sieht man nicht. Und was der alles mit sich bringt, liegt auch oft im Verborgenen. Da ist der Blick unter die Motorhaube schwer.

Und schafft damit ein Spannungsfeld zwischen Innovation, Gesellschaft, Kultur und Politik?

So ist es. In Food Labs, bei Start-up, auf Messen wie der Anuga FoodTec – überall begegnet man Ingenieurinnen und Ingenieuren, die von ihren neuen Erfindungen begeistert sind. Immer kleinere Sensorik, immer smartere Algorithmen, herausragende Bilderkennung, umfangreiche Big-Data-Analysen. Diese Faszination teile ich. Das Problem entsteht dann, wenn man glaubt, das alleine würde genügen. In der Technologiegeschichte gibt es sehr viele Beispiele, die das Gegenteil zeigen. Die Swing Riots etwa. Das waren Aufstände Anfang der 1830er-Jahre in England. Damals sollten pferdebetriebene Dreschmaschinen eingesetzt werden, die ungefähr zehn Landarbeiter pro Dreschvorgang ersetzten. Das führte zu Angst um Arbeitsplätze. Zu Unmut. Und zu einer Gegenbewegung, die die Maschinen in Brand setzte. Das heißt, einerseits muss die Relevanz einer Innovation für alle erkennbar sein. Aber andererseits müssen auch ihre Folgen für alle Akteure offen diskutiert werden. Denn selbst die ausgereiftesten Technologien brauchen politischen und gesellschaftlichen Rückhalt. Und heute stehen gravierende Umbrüche vor uns; immer bessere Algorithmen, immer smartere Robotik; Biotechnologie; und am Horizont sehe ich schon die Quantencomputer. Das sind ernst zu nehmende Technologie, die wahnsinnigen Sprünge erzeugen werden. Doch Technologien dienen keinem Selbstzweck. Sie müssen gestaltet werden. Tun wir das nicht, werden wir Probleme bekommen. Dann haben wir moderne „Swing Riots“.

Foto: Anuga FoodTec 2024

Wo genau ergeben sich die Schwierigkeiten?

Schwierigkeiten sehe ich vor allem da, wo ich die Politik nicht als aktiven Gestalter wahrnehme. Denn sie ist leider allzu oft nur ein Player, der hinterherläuft und versucht, im Nachgang noch irgendetwas zu regulieren. Gerade bei so überaus komplexeren Systemen wie der Lebensmittelbranche führt das zu einem mangelnden Verständnis der Innovationen in der Gesellschaft. Diese wird erst dann damit konfrontiert, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Da sehe ich Probleme; und zwar auch für solche Innovationen, die wirklich sehr spannend und hilfreich sind.

Wie sehen solche Fallstricke für die New Food Economy aus?

Eine Analyse geht davon aus, dass der Faktor Mensch im Bereich von Essenszubereitung, Gastronomie, Farming, Fischerei und auch Forstwirtschaft in über 90 Prozent der Fälle durch Automatisierung ersetzt werden könnte. Wenn das tatsächlich der Fall ist, dann sollten wir unbedingt öfter darüber reden. Zum Beispiel definieren sich heute noch sehr viele Bäuerinnen und Bauern über ihre Maschinen. Wenn aber die Agrarrobotik zu gravierenden Umbrüchen auf den Höfen führt, macht das ein neues Selbstverständnis nötig. Und das kommt nicht stillschweigend über Nacht. Nach wie vor ist der Traktor das Symbol unserer Landwirtschaft. Und das bereits seit 130 Jahre. Dieser kulturelle Aspekt ist eine Seite. Eine andere hängt mit unseren gesellschaftlichen Werten und Normen zusammen. Denn gerade disruptive Technologien greifen tief in die Gewohnheiten vieler Menschen ein. Da stehen dann plötzlich Themen wie soziale Sicherheit oder Hoheit über die eigenen Daten zur Disposition.

Bei diesen Themen weichen die Auffassungen je nach Land und Kulturkreis stark voneinander ab. Heißt das, es gibt auch ein Spannungsfeld zwischen globaler Skalierung und lokaler Anpassung?

Richtig. Und das ist ebenfalls eine der großen Herausforderungen. Wir kennen das aus vielen anderen Bereichen. Da haben wir uns in Deutschland und Europa von Technologien abhängig gemacht, die nach anderen Wertmaßstäben gestaltet worden sind. Nun versuchen wir, irgendwie im Nachgang anzupassen. Das beste Beispiel ist die ganze Diskussion rund um Social Media. Hier stemmen wir uns irgendwie entgegen. Um wirklich nach Europa passende Alternativen zu entwickeln, ist es jetzt zu spät. Ich glaube aber, dass wir im Food-Bereich dafür noch Chancen haben. Hier können wir noch Alternativen in die Welt setzen. Und hier haben wir auch unsere Stärken. Den Maschinenbau zum Beispiel. Und die Innovationsstandorte, die wir nutzen können. Hier müssen wir uns starkmachen. Denn sonst werden wir in Europa früher oder später auch im Bereich der New Food Economy hinterherhängen und nur noch versuchen, zu regulieren.

NTV-Interview - "Ernährung wird vernetzter - vom Acker bis zum Teller"

Für die Ernährung der Zukunft brauchen wir kreative & innovative Ideen und Menschen, die sie umsetzen so dass alle davon profitieren. Mit dem Startup-Magazin von NTV habe ich über Innovator:innen in der Lebensmittelwirtschaft gesprochen, die als agile Vorreiter:innen neue, mutig Wege gehen.

Der richtige Einsatz von Technologie wird dabei entscheidend sein, um eine vielfältige, gesunde – und am Ende bezahlbare – Ernährung für mehr Menschen möglich zu machen. Den kulturellen Wandel, den es dafür ebenfalls braucht, sollten Start-Ups allerdings nicht unterschätzen.

Für eine wachsende Weltbevölkerung brauchen wir eine Kombination aus Hochtechnologie und traditionellem Wissen um mit tragfähigen und wissenschaftlich fundierte Innovationen in die Zukunft zu starten.

Plan C Podcast #28: Jetzt gibt’s was zu essen - aber nur virtuell!

Den Dokumentarfilmregisseur und Food-Aktivisten Valentin Thurn kenne ich schon seit Langem. Wir lernten uns 2010 im Rahmen unseres Engagements gegen Lebensmittelverschwendung kennen. Zu jener Zeit arbeitete Valentin an seinem preisgekrönten Film „Taste the Waste“.

In seinem Podcast „Plan C“ diskutiert Valentin zusammen mit seinem Co-Host Severin Hoensbroech und verschiedenen Gästen alles, was die Welt rund um den Teller bewegt.

Ich hatte die Ehre, mit ihnen über die digitale Transformation unseres Lebensmittelsystems zu sprechen.

Es gibt ja kaum etwas, was wir mehr tun, als essen. Essen bestimmt eine großen Teil unseres Lebens und damit auch unserer Wirtschaft. Dennoch kommt es uns ziemlich analog vor - Bits kann man schließlich nicht essen. Wie schockierend digital unser Essen inzwischen schon geworden ist, hat uns der Food-Blogger Hendrik Haase erzählt - und möglicherweise verlieren wir gerade die Kontrolle über unser Essen.

Jahresthema: KI als Helfer in der Gemeinschaftsverpflegung

Catering Management die Fachzeitung für Gemeinschaftsverpfleger und Catering-Unternehmen widmet den Titel ihres Jahrbuchs 2023 dem Thema KI in der Gemeinschaftsgastronomie.

Ich freue mich, dass mein Impuls bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung prominent erwähnt wird.

Es entstehe eine digitale Ess- und Arbeitskultur, so Haase - darauf müssten sich alle Akteurinnen und Fachkräfte einstellen. Sie sollten seiner Meinung nach ein Auge z.B. auf die Entstehung von Tools und Algorithmen haben, damit nicht Start-ups oder Großkonzerne wie Google oder Apple darüber bestimmten, was z. B. künftig als gesunde Ernährung gilt. Es bräuchte klare Qualitäts- und Ethikstandards, Transparenz bei der Entstehung neuer Technologien und kraftvolle regulatorische Rahmenbedingungen sowie eine Zusammenarbeit aller Akteurinnen der Lebensmittelketten inklusive Politik und Behörden.

(…)

Fazit und Ausblick

Digitale Entwicklungen und KI spielen auf allen Ebenen der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln sowie im Gesundheitsbereich eine immer größere Rolle. Die Entwicklung wird sich in naher Zukunft rasant fortsetzen. Das bietet Chancen, birgt aber zugleich Risken.

Wichtig ist es für alle AkteurInnen, die neuen Techniken kennen und verstehen zu lernen, sie aber auch zu hinterfragen, vor allem hinsichtlich der Entstehung von Algorithmen. Oder, wie es Haase aus-drückt, immer zu fragen: „Wer sitzt da an den Schalthebeln? Wer hat entschieden, wie die Sachen funktionieren?".

Genuss 4.0 - Bäckerhandwerk in Zeiten des digitalen Wandels - Keynote beim BÄKO Workshop

Video: Ausschnitt aus meinem Auftritt beim BÄKO Workshop in Berlin

Titel der Ausgabe 01/2024 des BÄKO-Magazins

Wie verändert sich das Lebensmittelhandwerk in Zeiten des digitalen Wandels und warum haben klassische “Food-Trends” in Zeiten von KI ausgedient? Das waren nur zwei Fragen, die ich auf der Bühne des BÄKO-Workshops in Berlin beantworten sollte.

Die BÄKO ist eine Genossenschaft aus Bäckereien und Konditoreien in ganz Deutschland, Österreich und darüber hinaus. Die im Estrel-Hotel Neukölln versammelten Bäcker:innen reagierten beeindruckt, teils verblüfft auf meine Einsichten in die digitale Welt des Backhandwerks.

Im Nachgang berichtete auch das Mitglieder-Magazin über meine Thesen und Prognosen.

Ich habe mich sehr gefreut, dass ich als Inspirationsquelle für “Tradition mit Zukunft” dienen konnte.

Das Lebensmittelhandwerk braucht ein neues Selbstverständnis in Zeiten ökologischer und digitaler Transformation", ist Hendrik Haase überzeugt. Basierend auf einem neuen Verhältnis von Mensch und Maschine müsse echtes Handwerk wieder als Gefühl, ja als Haltung verstanden und vermittelt werden.

Bühnenbilder 2023 - Ein Rückblick

2023 haben mir wieder viele Menschen zugehört. Wenn ich von der Bühne komme freue ich mich jedes Mal über die vielen Anregungen, das Lob und auch die Kritik an der ein oder anderen Stelle. Diese Begegnungen machen mich ungemein dankbar und demütig. Lassen mich jedes Mal inspiriert nach Hause fahren.

Es freut mich sehr meine Gedanken, Visionen und meine Kritik so offen und frei, so bunt und vielfältig vor so vielen Entscheider:innen der Branche zeigen und formulieren zu dürfen.

Die Branche – unsere Lebensmittelwelt vom Acker bis auf den Teller – steht vor enormen Herausforderungen, vor Entscheidungen aber auch vor Chancen auf eine Weiterentwicklung. In manchen Teilen sind es sogar Revolutionen die anstehen und die wir dringen benötigen um die Grenzen unseren Planeten nicht weiter zu überstrapazieren.

Wenn ich nur hier und da für Funken der Inspiration sorgen kann, für Ideenblitze, für ein bisschen mehr Mut, für Aufbruchstimmung, dann ist das alles was ich will.

Lasst uns die Zukunft gemeinsam anpacken. Mit Freude, mit Genuss und mit Hingabe und Leidenschaft für das Gute.

P.S. So sehr ich die Bühnen liebe ob groß oder klein, für das neue Jahr 2024 nehme ich mir vor, wieder mehr draußen zu sein. Auf Höfen, im Grünen, auf der Straße bei Protesten, in Backstuben, Schlachthäusern, Metzgereien bei Saatgutzüchter:innen oder Bienenhalter:innen. Draußen bei denjenigen, die jeden Tag dafür sorgen dass wir satt werden. Ich bin gespannt ob mir dies gelingt.

“Was ist KI? Wo wirkt das ent­lang der Lie­fer­kette? Geht das wie­der weg?” - Keynote beim Branchendialog der Food-Finanzierer

Im Rahmen des 10. Branchendialogs Agrar & Ernährung, einer führenden Dialogplattform, die von der Wirtschaftsberatung Ebner & Stolz organisiert wird, wurde ich gebeten einen kleinen Crashkurs in Sachen “KI und Lebensmittelbranche” auf die Bühne zu bringen.

Pu­bli­zist und Food-Ak­ti­vist Hen­drik Haase tauchte mit den Teil­neh­mern des Bran­chen­dia­logs tief in die Zu­kunfts­sze­na­rien für die Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie ein und stellte gleich zu Be­ginn die ent­schei­den­den Fra­gen: Was ist KI? Wo wirkt das ent­lang der Lie­fer­kette? Geht das wie­der weg? Die klare Ant­wort: Nein, das geht nicht mehr weg und wird uns künf­tig auch in der Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie be­glei­ten.

Künst­li­che In­tel­li­genz hat in­zwi­schen in vie­len Be­rei­chen der Bran­che Ein­zug ge­hal­ten. Das Ein­satz­spek­trum der Al­go­rith­men reicht von der Pro­dukt­ana­lyse über die Ern­te­vor­her­sage bis zur in­di­vi­du­el­len Ge­stal­tung von Es­sensplänen in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und der Über­wa­chung von Back­pro­zes­sen mit­tels Ge­ruchs­ana­lyse. „Es han­delt sich um einen Pa­ra­dig­men­wech­sel, wir kom­men in eine an­dere Welt hin­ein“, be­schrieb Hen­drik Haase die be­reits zahl­rei­chen An­wen­dungsmöglich­kei­ten für KI, die weit über den Be­griff der „Di­gi­ta­li­sie­rung“ hin­aus­ge­hen. Al­ler­dings gilt auch für die KI-Trans­for­ma­tion: es braucht Mut und In­ves­ti­tio­nen in die Wei­ter­ent­wick­lung und Verände­rung der Ge­schäfts­mo­delle, wenn aus Da­ten und Ideen Nut­zen ge­zo­gen wer­den soll. Vor al­lem aber: „Be­grei­fen Sie Tech­no­lo­gie als Werk­zeug und nicht als et­was, das ein­fach über uns kommt“, ap­pel­lierte Haase an das Au­di­to­rium.

Beim Branchendialog tauschen sich regelmäßig Top-Entscheider aus Industrie und Finanzwirtschaft zu aktuellen Problemen, neuen Entwicklungen und künftigen Herausforderungen der Agrar- und Ernährungsindustrie aus.

Die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung stehen dabei im Mittelpunkt der Diskussionen. Für weitere Informationen, besucht bitte die Veranstaltungsseite von Ebner Stolz.

Aftermovie zum 10. Branchendialog von Ebner & Stolz

Gemeinschaftsverpflegung im Aufbruch: Vortrag bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Nach meiner Keynote gab es Gelegenheit Smaltalk und Fragen aus dem Publikum

Bei der Arbeitstagung 2023 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am 30. August 2023 im Wissenschaftszentrum Bonn hatte ich die Ehre, mein Wissen und meine Expertise im Bereich KI und Technologie-Einsatz in der Gemeinschaftsgastronomie zu teilen.

Vor einem Publikum aus führenden Wissenschaftlern und Experten habe ich innovative Ansätze präsentiert, die zeigen wie digitale Technologien die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung steigern könnten aber auch vor den Risiken unbedarften Einsatzes gewarnt.

Die Gemeinschaftsgastronomie versorgt täglich Millionen Menschen. Sie spielt eine Schlüsselrolle für eine zukunftsorientierte Ernährung. Die vielfältigen Herausforderungen in diesem Bereich können aus meiner Sicht nur durch den smarten Einsatz von KI und Technologie effektiv angegangen und gelöst werden.

Die Diskussionen und der Austausch auf der DGE-Arbeitstagung waren eine wertvolle Gelegenheit, um gemeinsam Visionen für die Zukunft der Gemeinschaftsgastronomie zu entwickeln und die Branche in eine nachhaltige und technologisch fortschrittliche Richtung zu lenken.

Foto: © Gerhard Seybert

Keynote beim Ernährungsgipfel Mitteldeutschland in Weimar

“Transformation der Ernährungswirtschaft - Verantwortung übernehmen, Stärke zeigen” so lautete das Motto des Mitteldeutschen Ernährungsgipfels in Weimar.

Ich durfte direkt nach dem Wirtschaftsminister von Thüringen Wolfgang Tiefensee eine Keynote zum Thema “Künstliche kulinarische Intelligenz” halten. Mein Vortrag zeigte dabei nicht nur wie neue Technologien die Lebensmittelwelt vom Acker bis zum Teller revolutionieren, sondern auch wie wenig Orte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen existieren, an denen Innovationen aktiv gefördert und ermöglicht werden.

Die Lebensmittelwirtschaft braucht kreative Köpfe und Expert:innen für neue Technologien – und das nicht nur in Berlin, Hamburg und München.

Mitteldeutschland darf kein weißer Fleck sein, wenn es um Innovationen in der Lebensmittelwirtschaft geht. Während in den urbanen Metropolen Food-Hubs und -labs entstehen, bleibt die Mitte Deutschlands weitestgehend leer. Innovativ:innen finden so in Dresden, Leipzig oder Erfurt kaum Anknüpfungspunkte oder Aufmerksamkeit für ihre Ideen und Konzepte.

Besonders gefreut hat mich daher, dass beim Ernährungsgipfel am Ende einige Student:innen für ihre Arbeiten ausgezeichnet wurden. Diese Köpfe dürfen aber nicht die Abwanderung als einzigen Weg zum Erfolg für ihre Innovationen sehen.

Die digitale und nachhaltige Transformation der Lebensmittelbranche muss ein gesamtdeutsches Projekt werden. Nur als ein starkes Netzwerk wird Werttbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext entstehen können.

Keynote: Tiermedizin im Wandel auf der MSD Expertise

Auf der Expertise Konferenz 2023 von MSD Tiergesundheit hatte ich die Ehre, die Eröffnungskeynote zu halten.

Mein Fokus lag auf den revolutionären Veränderungen in der Tiermedizin, angetrieben durch neue Technologien und ein verändertes Verbraucherverhalten.

Dabei ginge es um die vielfältigen Möglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung für Lebensmittelsicherheit, Transparenz und Tierwohl ergeben. Besondere Bedeutung kam dabei der Personalisierung der Ernährung von Mensch und Tier zu und “Big Animal Data” als Schlüsselelement für die Zukunft. Die digitale Transformation verändert grundlegend unsere Beziehung zu Lebensmitteln, Nutztieren und auch Haustieren.

Die Konferenz bot eine spannende Plattform für Expertinnen und Experten aus der Tiermedizin, die ihr Wissen in verschiedenen Sessions teilten und diskutierten. Die innovative Kraft in der Tiergesundheit, die dort präsentiert wurde, hat mich inspiriert.

Video: Ausschnitt aus dem Intro meiner Keynote auf der Expertise von MSD Tiergesundheit

Standpunkte zur Küche der Zukunft in der coop Wochenzeitung

Die größte Wochenzeitung der Schweiz hat mich gefragt wie die Küche der Zukunft aussieht.

Im Interview haben wir über die Potentiale und Grenzen künstlicher kulinarischer Intelligenz gesprochen und natürlich über meine gusseiserne Gewürzreibe.

Die Titelgeschichte der Coop Wochenzeitung lässt auch innovative Schweizer Unternehmen wie V-ZUG zu Wort kommen.

Mit fast 2 Millionen Exemplaren ist sie die Auflagen stärkste Publikation der Schweiz. Ich freue mich, dass das digitale Thema im Alpenraum nun breiter besprochen wird.

« Es ist wichtig zu hinterfragen, wie die Algorithmen funktionieren. Sie verstehen nicht, wie es sich anfühlt, einen Markt zu besuchen, mit einem Händler zu sprechen oder sich im Supermarkt inspirieren zu lassen»

Die Veröffentlichung fiel in die Woche in der die Schweiz ihren Nationalfeiertag feiert. Was für eine passende Gelegenheit, um über die Zukunft der Küchen des Landes nachzudenken!

Das E-Paper findet Ihr jetzt hier ➡️ https://lnkd.in/e8tvebvR

Standpunkt im GV-Praxis Magazin: Status Quo der Ernährungswende

“Beim Thema Nachhaltigkeit macht mir gerade extreme Sorgen, dass die Diskussion um die Ernährung der Zukunft von Menschen geprägt wird, die sich zwar intensiv damit auseinandersetzen, aber teilweise in einer Blase verhaftet sind. Dass zu wenig gesamtgesellschaftlich und esskulturell gedacht wird.”

Für das Themen-Special "Die Teller-Wende" im Juni-Heft der gvpraxis dem Fachmagazin für die Gemeinschaftsgastronomie hat die Redaktion mit Expert:innen zum Status Quo der Ernährungswende gesprochen. Meinen Standpunkt findet ihr zusammengefasst online oder im 24-seitigen Special "Die Teller-Wende" im Juni-Heft der gvpraxis.

Ist Formfleisch nachhaltig? - Interview Süddeutsche Zeitung Magazin

Illustration: Ryan Gillet / Süddeutsche Zeitung Magazin

Zerkleinert und zusammengefügt: Viele Menschen ekeln sich vor Pressfleisch. Dabei ist die Verwertung des ganzen Tieres sehr nachhaltig. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat mich gefragt, was Formfleisch eigentlich ist und welche Wurstpackungen Verbraucherinnen und Verbraucher besser zwei Mal herumdrehen sollten.

WALDORFSALAT #12 - Der kritische Podcast zur Anthroposophie

Demeter ist nicht das "bessere Bio" sondern das gefährlichere. Da waren wir uns am Ende des Podcasts einig.

Auf Einladung des bunten Teams rund um den AnthroBlogger Oliver Rautenberg habe ich mit Anthroposophie-Aussteigern und Ex-Waldorfschüler:innen im Waldorfsalat #Podcast über Demokratiefeindlichkeit, Verschwörungsideologien, Holocaust-Relativierung, “braune Ökos” und die fehlende Abgrenzung nach rechts in der anthroposophischen Esoterik-Blase gesprochen.

Bio muss dringend eine Brandmauer gegen rechte Esoterik errichten und die grassierende Wissenschaftsfeindlichkeit und Maschinenstürmerei eindämmen.

Das Wegschauen und Ignorieren von "Bio-Schwurblerei" gefährdet die Zukunft auf dem Teller und nicht zuletzt auch unsere Demokratie.

Aufklärung ist wichtig, hört rein.

Auf YouTube findet ihr die Folge mit Transkription in englischer und französischer Sprache oder überall dort wo es Podcasts gibt.

Bericht: Wie die deutsche Agrarpolitik bei der Tech-Revolution versagt

Im Anschluss an die Digital Farming Conference 2023 des Branchenverbandes Bitkom habe ich in der Agrarzeitung folgenden Text veröffentlicht:

In Kolumbien sei sie fasziniert gewesen: Dort würden schon Sensoren in den Bäumen arbeiten, die den Wasserstand und den -verbrauch messen. Auch in Deutschland seien die Entwicklungen "rasant". Vor ein paar Jahren noch kein Thema und "fupp, fährt da auf einmal ein Ding an mir vorbei." So erinnert sich die Staatssekretärin aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium an ihre letzte Begegnung mit einem Agrarroboter im Gartenbau.

Auf der Digital Farming Conference des Bitkom vergangenen Dienstag in Berlin spricht Ophelia Nick die einleitende Keynote. Zwischen den alten Braukesseln der ehemaligen Kindl Brauerei in Neuköln tummeln sich an einem schwülen Maimorgen Branchenvertreter:innen der Agrartechnologie-Branche und Gründer:innen der Startup-Welt. Die hätten es gut in Deutschland, gibt sich die Staatssekretärin selbstbewusst: "Wir sind, glaube ich, ziemlich gut bei der Startup-Förderung."

Damit erntet sie erste verwunderte Blicke von den anwesenden Start-ups. Um 44 Prozent sind die Investitionen in AGTech-Startups im letzten Jahr zurückgegangen, analysiert das Branchenportal AgFunder die weltweite Situation. Weniger stark gingen die Investitionen nur in Ländern zurück, in denen zuvor bereits eine gut funktionierende Infrastruktur für Gründer:innen aufgebaut wurde. Länder in denen Politik, Wirtschaft, Forschung und Startups zusammenarbeiten und damit attraktiv sind für Investoren. Deutschland gehört definitiv nicht dazu und findet sich noch nicht einmal mehr in den Top 10 der FoodTech-Nationen der Welt. Selbst in der Türkei und Indonesien wird mehr in Technologie-Unternehmen von Acker bis Teller investiert. Die Stimmung war und ist daher mies unter den Gründer:innen hierzulande, stellte unlängst auch der Startup Verband "German Agri Food Society" fest. Geld und Unterstützung für ihre Ideen zu finden wird für AgTech-Startups immer schwerer. Viele haben letztes Jahr aufgeben müssen.

-78 % an Investments verzeichnet das Digital Food Lab aus Frankreich für Deutschland.

Die richtigen Rahmenbedingungen lassen auf sich warten

Nick, die rechte Hand von Bundesminister Cem Özdemir sieht "großes Potential" in neuen Technologien auf dem Acker. "Wir haben ja unsere Experimentierfelder", schwärmt sie und meint damit insgesamt 14 Projekte, bei denen neue Techniken und Methoden in der Landwirtschaft erprobt werden sollen. Dass diese digitalen Experimente bereits in der Zeit der Vorgängerregierung unter Ministerin Klöckner starteten, erwähnt sie nicht.

Doch wie wird aus jahrelangen Experimenten reale Praxis? Politik müsse erst einmal die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, betont Nick in ihrer Rede. Sätze, die gut klingen, in einer Zeit, in der das Thema Künstliche Intelligenz und ChatGPT in den Medien omnipräsent ist. Eine Woche zuvor baten bereits der ChatGPT-Erfinder Sam Altmann und Tech-Giganten wie IBM vor dem US-Kongress um Regulierung. Ein ungewohnter Vorgang, aber nötig, um die Risiken von KI einzudämmen, so der fast einhellige Appel der Technologie-Branche und Forschung in den USA.

Was konkret geplant ist bleibt im Verborgenen

Hier sei das Sache der EU, weist die Staatssekretärin die Verantwortung nach Brüssel. Wer einen Blick in das Papier des EU-Parlaments mit der Nummer 2021/0106 (COD) wirft, entdeckt die Landwirtschaft in einer Aufzählung wichtiger Wirtschaftsfelder, in der der Einsatz Künstlicher Intelligenz gravierende Auswirkungen haben wird. Doch um die speziellen Herausforderungen selbstlernender Algorithmen in der Landwirtschaft oder Ernährung geht es in dem Dokument leider nicht. Was konkret geplant ist und wann es umgesetzt werden soll, bleibt im Verborgenen.

Lange hat die deutsche Politik das Thema KI in der Land- und Lebensmittelwirtschaft ignoriert. Auch die große KI-Enquete-Kommission des Bundestages beschäftigte sich nicht damit. Die Förderbescheide, die die Kollegin von Nick, Staatssekretärin Claudia Bauer, im Mai stolz in die Kamera halten durfte helfen da leider auch nicht viel weiter. Über 250.000 Euro im Jahr dürfen sich drei deutsche Initiativen in den nächsten fünf  Jahren freuen.

Wissen zu vermitteln wird nicht gefördert

Zum Vergleich: Allein das israelische KI-Startup Beewise, das Bienenstöcke mit Künstlicher Intelligenz und Robotik ausstattet, durfte sich im letzten Jahr über 75 Mio. € an Investitionen freuen. In Zeiten, in denen selbst Tech-Giganten wie Alphabet mit einem Forschungsetat von 50 Millarden ins KI-getriebene AG-Tech Geschäft einsteigen, sehen die Beträge aus dem BMEL mehr als dürftig aus. Für den Aufbau schlagkräftiger Forschungsumgebungen, Rechenkapazitäten und tragfähiger Datenwolken wird es bei weitem nicht reichen.

Doch selbst von solchen Fördersummen können Startups wie das der Gründerin Charlotte Rothert nur träumen. Sie betreibt mit doinstruct eine digitale Plattform für die Schulung von Mitarbeiter:innen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie – auch über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. "Landwirte haben keine Angst vor KI", betont sie bei der anschließenden Diskussion auf der Bühne. Doch das "Wissen in die Masse zu bringen ist nicht innovativ", habe sie inzwischen gelernt. "Das wird weder gefördert noch unterstützt". Auch in einem anderen Punkt widerspricht sie Nick "Datenhoheit ist für Bauern gar nicht das Wichtigste" berichtet sie von ihren Erfahrungen. Viel wichtiger sei, dass „der Nutzen für sie klar ist“.

Politik produziert Stilblüten

Die beiden Gründer:innen, die nach der Keynote neben der Staatssekretärin auf der Bühne sitzen, stellen viele der Aussagen aus dem BMEL in Frage. Gründer Andreas Heckmann, der mit seinem Startup AgvolutionLandwirt:innen dabei hilft ihre Felder präziser zu bewässern und zu düngen, beklagt den Förderalismus in Deutschland. „Alles viel zu verwirrend“, sagt er und kritisiert die immer noch fehlenden Standards. Von der Moderatorin konkret nach der Politik gefragt, konsterniert er frustriert: "Die produziert Stilblüten." Aus dem bunten Blumenstrauß, den die Staatssekretärin eben präsentierte, knickt im Laufe der Diskussion langsam eine nach der anderen Blüte ab. Heckmann gewinnt später den Startup-Pitch der Veranstaltung und bekommt einen einen Meter großen Scheck von der Rentenbank überreicht. Ganze 1.000 Euro haben er und sein Team gewonnen.

Deutschland wird keine Pionierrolle übernehmen

Am Ende der Podiumsdiskussion erinnert Nick noch daran, den Kampf gegen Glyphosat nicht zu vergessen. Der Blick fällt auf das neben der Bühne abgebildete Logo des Hauptsponsoren der heutigen Veranstaltung – die Bayer AG. Der Konzern hat im Januar eine enge Partnerschaft mit Microsoft angekündigt. Zusammen wollen sie die "größte Plattform für Agrardaten" erschaffen. Microsoft ist gleichzeitig größter Investor bei Chat GPT und steckt derzeit viel Kritik ein, weil der Konzern in den Augen von Experten die mächtigen Algorithmen der KI ohne angemessene Aufsicht und Regulierung für alle verfügbar macht.

"Es muss einiges passieren", resümiert Nick am Ende ihres Auftritts. Diesem Satz würden viele im Saal sicher zustimmen. Wie es jedoch aussieht, wird dies anderswo und nicht in der deutschen Landwirtschaft- und Ernährungsspolitik geschehen. Deutschland wird so weder eine Pionierrolle übernehmen noch die Zukunft entscheidend mitprägen können, wenn es darum geht Potentiale auszuschöpfen und die Risiken von KI einzudämmen.

Fragt man ChatGPT danach, was Cem Özdemir mit KI zu tun hat, erscheint diese Antwort: "Nach meinen Recherchen gibt es keine direkte Verbindung zwischen Cem Özdemir und der KI-Forschung oder -entwicklung" und weiter "Es ist zu beachten, dass es einen Autor namens Cem Özdemir gibt, der ein Buch mit dem Titel "Die Entwicklung von Künstliche Intelligenz bis ins Jahr 3000" veröffentlicht hat und als renommierter KI-Forscher bezeichnet wird. Allerdings scheint dieser Cem Özdemir nicht mit dem bekannten deutschen Politiker identisch zu sein, da das Profil des Autors andere berufliche Details angibt."

Das neue Buch zu Künstlicher Intelligenz von Cem Özdemir (nicht der Bundesminister) auf Amazon

+3 Magazin Beitrag: Wie nachhaltig kann Ernährung sein?

Der Feiertagsausgabe der Süddeutschen Zeitung liegt aktuell das +3-Magazin bei. Darin widmen sich Experten der Frage wie nachhaltig Ernährung sein kann.

Neben Tina Andres, der Vorstandsvorsitzende Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Kiran Virmani Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Réne Püchner Präsident Lebensmittelverband Deutschland durfte auch ich mich äußern:


Komplexität ist King!

Wie nachhaltig unsere Ernährung ist, entscheidet sich an der Frage, wie sehr sie natürliche Kreisläufe und die Grenzen unseres planetaren Systems berücksichtigt.

Einfache Antworten, wie sie Ernährungsgurus oft liefern, springen dabei zu kurz und verkennen ökologische, kulturelle und landwirtschaftliche Realitäten. Zwei Drittel aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sind zum Beispiel nur durch Wiederkäuer nachhaltig nutzbar. Die bunten Wiesen im Alpenvorland umzupflügen, um dort vegane Landwirtschaft zu betrieben, würde am Ende sogar mehr CO2-Ausstoß bedeuten. Eine nachhaltige Ernährung ohne Nutztiere ist nicht möglich. Dieser Realität sollten wir uns stellen.

Zur modernen Realität gehört auch, dass wir Technologien wie KI, Robotik und Fortschritte der Biotechnologie smart und transparent in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion integrieren müssen, um schneller, effektiver und produktiver zu werden. Wir haben sonst keine Chance, die Geschwindigkeit des Klimawandels zu meistern.

Am Ende brauchen wir auch eine global-soziale Perspektive. Ein vermeintlich ökologisch korrektes Leben von einigen wenigen hierzulande, die es sich leisten können, wird nicht dazu führen, dass wir global gemeinsam die Zukunft meistern.

Und: Wir essen nicht nur, um satt zu werden und CO2 zu sparen. Für eine genussvolle Zukunft brauchen wir eine nachhaltige und lebendige Esskultur, die Kopf und Bauch – ratio und emotio – vereint.


Das +3 Magazin widmet sich auch den Fragen „Welche Innovationen verbessern die Welt?" und „Wie treiben wir die #Mobilitätswende voran?"

Es geht um autonomen Shuttles über Bioökonomie bis hin zu DesignThinking. Mit dabei sind Helmut Schmid vom Deutschen Robotik Verband, Nico Rosberg als ehemaliger Formel-1-Weltmeister, Dirk Flege von der Allianz pro Schiene e.V., Melanie van der Horst als Amsterdamer Verkehrsstadträtin und Anjes Tjarks als Verkehrssenator von Hamburg.

Diskussion: BayWa - Food Tech Demoday

Auf den Food-Tech Demodays durfte ich mit Verónica García-Arteaga vom Startup Neggst diskutieren.

Ende Februar war ich unterwegs in der Welt der neuen Proteine. Die BayWa hatte exklusiv in den 20. Stock ihres Konzernsitzes in München geladen. Vor Ort tummelten sich Food-Startups, Funktionär:innen der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche sowie Kapitalgeber:innen und Finanziers der jungen Branche.

Für mich war es ein faszinierender Blick in ein Ökosystem, das nur zum Teil aus Deutschland kam, und fast zur Hälfe seine Heimat in Israel hatte.

Ich bin gespannt, wie sich die Welt der pflanzlichen Proteine weiterentwickelt und werde den Weg weiter neugierig aber auch kritisch begleiten.

Video: BayWa Konzernkommunikation - Foto: Simon Reitmeier