Es klingt so einfach: Mit nur einem Klick können wir Lebensmittel nach Hause bestellen. Die Lieferung erfolgt innerhalb weniger Minuten. Und das vom Sofa aus. Was wie eine perfekte Welt klingt, kommt mit einem hohen Preis. Sind wir bereit diesen zu zahlen?
Vor gut zwei Jahren saß Food-Aktivist und Buchautor Hendrik Haase bei einer Freundin zuhause, die unbedingt Kässpätzle essen wollte. Gut, dachte er, dann bestellen wir bei einem Restaurant. Nein, sagte sie, es gibt jetzt etwas Besseres. Sie klickte kurz auf ihrem Smartphone und grinste vor Freude. Zutaten kommen in zehn Minuten, sagte sie, dann kochen wir die selbst, schmeckt doch viel besser. Eine Revolution, dachte Haase. Es gab nun einen Lieferdienst, der schneller liefert als je ein Lieferdienst zuvor: Gorillas, der Supermarkt der Zukunft.
"Ich sehe darin, eine Totalüberwachung in der digitalen Essgesellschaft. Und das wird vom Unternehmen nicht mal verborgen, sondern als Marketing ausgeschlachtet", sagt Haase.
Auf den ersten Blick war Haase verblüfft: Hier wurde ein Konzept geboren, das den Gang zum Supermarkt ersetzt. Die App enthält ein "digitales Regal", das mit unserem Einkaufsverhalten lernt. Öffnet man die App nach einem getätigten Einkauf erneut, schlägt der Algorithmus die Lebensmittel vor, die zu den ganz persönlichen Vorlieben passen. Ein System, das von Nutzer-Daten gefüttert wird und genau das ausspuckt, was der User möchte. Ein ausgeklügeltes Konzept. Eigentlich. Hendrik Haase schreibt in seinem Buch "Food Code" darüber, wie wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unser Essen behalten. Denn bei Lieferdiensten wie Gorillas sieht er eine große Gefahr: Wir werden zum "gläsernen Esser".