Mut zu mehr Genuss! Laudatio auf die Allgäuer Genussmacher 2020

Was zeichnet Persönlichkeiten aus, die einer Region zu mehr Genuss verhelfen? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Jury des Preises "Allgäuer Genussmacher“ im Sommer. Wie schon im Vorjahr war ich auch 2020 Teil dieses Gremiums der Meckatzer Brauerei. Bei der Preisverleihung am 27. September durfte ich diesmal mit großer Freude die Laudatio auf die Preisträger in der Kategorie Persönlichkeit halten.

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Persönlichkeiten braucht Mut. Mut neu anzufangen. Mut etwas anders zu machen oder einfach da weiter zumachen wo es hart wird.

Die Meckatzer Brauerei, Initiator des Allgäuer Genussmacher Preises, der die Vielfalt an kulinarischen Produkten, Initiativen und Persönlichkeiten im Allgäu hervorheben soll, kann davon ein Lied singen. Nur dem Mut und dem Durchhaltevermögen der Ahnfrau Lena Weiss Mitte des 19. Jahrhunderts ist es nach dem frühen Tod ihres Mannes (dem Gründer der Brauerei) zu verdanken, dass wir heute noch das Meckatzer Bier trinken können. Sie machte in schwierigen Zeiten weiter und rettete die Brauerei.

Josef Ellgass, Hotelier, Gastronom und Rinderzüchter in mitten seiner Pinzgauer  auf der Allgäuer Alm

Josef Ellgass, Hotelier, Gastronom und Rinderzüchter in mitten seiner Pinzgauer auf der Allgäuer Alm

Der Mut der Preisträger der Allgäuer Genussmacher ebenfalls gewaltig.

Josef, Astrid und Felix Ellgass betreiben im kleinen Westallgäuer Dörfchen Eglofs ein Restaurant mit angeschlossener Landwirtschaft und seit 2017 auch ein Hotel an einem der schönsten Dorfplätze Deutschlands.

In der Region wurden ihre Pläne zunächst belächelt die alte Scheune neben dem alt eingesessenen Restaurant abzureißen und durch einen modernen Hotelbau zu ersetzen: So etwas baut man doch hier nicht hin!

Heute steht neben der denkmalgeschützten Hofwirtschaft moderne Architektur, die Aspekte der Nachhaltigkeit mit Tradition vereint. Der Bau ist inzwischen mit dem German Design Award 2020 ausgezeichnet.

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Genauso viel Verwunderung und Häme brachte die landwirtschaftliche Entscheidung der Familie ein, ab sofort auf eine alte Rinderrasse, die Pinzgauer Rinder zu setzen.

Die braun gefleckten Tiere, die viele Bauern schon längst abgeschrieben haben, weil sie zu langsam wachsen, nach modernen Gesichtspunkten nicht genug Milch oder Fleisch geben, begeistern jedoch Josef Ellgass, der nicht nur in der Küche der Hofwirtschaft steht, sondern sich auch um die Landwirtschaft der Familie kümmert.

Als Bauer sah er wie genügsam, robust und perfekt angepasst an die Landschaft und das Klima die Pinzgauer Rinder sind und als Gastronom merkte er wieviel Aroma ihr Fleisch besitzt, wenn man es kreativ zubereitet.

Mit Sohn Felix Ellgass, steht bereits die nächste Generation in den Startlöchern die Landwirtschaft weiter zu führen.

Mit Sohn Felix Ellgass, steht bereits die nächste Generation in den Startlöchern die Landwirtschaft weiter zu führen.

Das Ragout aus Herz und Zunge der eigenen Rinder wird in der Hofwirtschaft der Familie Ellgass ganz selbstverständlich neben Steak und Siedfleisch serviert.

Das Ragout aus Herz und Zunge der eigenen Rinder wird in der Hofwirtschaft der Familie Ellgass ganz selbstverständlich neben Steak und Siedfleisch serviert.

Der erfolgreiche Rinderzüchter und Gastronom wird inzwischen international eingeladen seine Nose-to-tail Küche vor Publikum vorzuführen. Denn nur Steak von den eigenen Rindern auf die Karte zu setzen rechnet sich nicht. Inzwischen finden sich immer mehr köstliche Produkte aus der Region auf den Tellern der Hofwirtschaft: Regionaler Käse, Spätzle aus Mehl von der lokalen Mühle oder Strohschweine.

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Wer mit der Familie Ellgass spricht kann hören wie stolz und überzeugt sie von ihrem Konzept sind, dass sich auch in der Corona-Krise ausgezahlt hat. Immer mehr Gäste kommen zu ihnen nach Eglofs auf der Suche nach einem nachhaltigen Genusserlebnis.

In der Stadt vergessen wir häufig wie hart es auf dem Land ist, etwas anders zu machen und von der Norm abzuweichen. Wir unterschätzen den Mut den es braucht durchzuhalten, lange Zeit auf Schulterklopfen zu verzichten und trotzdem weiterzumachen.

Für nachhaltigen Genuss braucht es Persönlichkeiten und das nicht nur in Berlin, Hamburg oder München, sondern genauso in Orten wie Himmelpforten, Jüterborg oder Eglofs. Es hat mich daher sehr gefreut Sepp, Astrid und Felix den Meckatzer Löwen zu überreichen.

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Neben der Familie Ellgass wurden auch Lena Behrends und Bene Beßler von der Sennalpe Mitterhaus in Bad Hindelang und die Initiative Allgäuer Hornochse aus Kempten von der Meckatzer Löwenbräu als Allgäuer GenussMacher 2020 ausgezeichnet. Die Preisträger erhielten neben dem Meckatzer Löwen jeweils 5000 Euro, die sie einem anderen herausragenden Genussmacher-Projekt spenden müssen. Ziel des Wettbewerbs ist es, Menschen, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise dem Thema Genuss im Allgäu verschrieben haben, miteinander zu vernetzen und zu fördern.