Ich habe angefangen auf dem Wochenmarkt und direkt beim Bauern einzukaufen als ich Student war und von 600 Euro im Monat gelebt habe.
Zu dieser Zeit habe ich auch angefangen Schlachthäuser, Agrarbetriebe und Fabriken zu besuchen, in denen unsere Lebensmittel entstehen. Von einigen Orten bin ich geschockt über die Arbeitsbedingungen und Produktionspraktiken zurückgekehrt. Ich habe gesehen auf wie viel Leid und Ausbeutung das System Discounter und „billige Lebensmittel“ aufbaut. Ich habe gesehen wie ungesund es uns und unseren Planeten macht. Ich habe gesehen wie es Familien, die Landwirtschaft und das Handwerk zerstört.
In dieser Zeit entstand der Wille es anders zu machen. Lebensmittel ohne Ausbeutung. Ohne Zusätze. Fair. Im Schulterschluss von Acker bis Teller.
Aus dieser Motivation und Überzeugung habe ich zusammen mit einem Metzgermeister 2015 ein Unternehmen gegründet, für das wir von der Branche und Innungsverbänden zunächst ausgelacht wurden.
Innerhalb nur weniger Jahre hat dieses Unternehmen Arbeitsplätze für 30 Frauen und Männer geschaffen, Lehrlinge ausbildet und gilt mittlerweile als Symbol für die Rettung des Metzgerhandwerks in Deutschland. Ein Handwerk dessen Zerstörung sich Discounter seit Jahren erfolgreich verschrieben haben.
Menschen aus vielen Kulturkreisen und unterschiedlichsten Herkünften und Sprachen arbeiten bei Kumpel & Keule. In diesem Unternehmen haben bereits Schüler, Geflüchtete und Gäste aus ganz Europa Praktika gemacht. Dieses Unternehmen zahlt Steuern in Berlin und investiert die Gewinne in weitere für alle offenen Unternehmungen im Kiez. Dieses Unternehmen inspiriert heute Metzger, Gastronomen, Händler und zahlreiche Gäste aus der ganzen Welt Lebensmittel und Handwerk neu zu denken.
Dieses Unternehmen ist Anlaufpunkt vieler Landwirte und Bäuerinnen, die die zerstörerische Preisdrückerei der Discounter satt haben. Unser Unternehmen unterstützt durch den Verkauf und die Wertschöpfung Bauernfamilien vor den Toren Berlins und darüber hinaus. Es ermöglicht diesen Familien eine zukunftsorientierte Landwirtschaft zu betreiben.
Unser Unternehmen bietet Waren an, die einen wahren Preis haben. Einen Preis von dem alle entlang der Lieferkette leben können. Es ist ein echter Preis. Ein Preis, der für die Zukunft der deutschen Landwirtschaft steht, für faire Arbeitsbedingungen, für den Erhalt eines fairen Renten- und Sozialsystems und für ein lebenswertes Miteinander vom Land bis in die Stadt.
Es ist ein Skandal, dass die Sozialdemokratie Unternehmungen wie das unsere nun als reinen „Luxus“ defamiert und den Discounter als Robin Hood des Kiezes ehrt.
Wer Unternehmen wie das unsere als reinen Luxus sieht, sagt damit, dass gute, saubere und faire Lebensmittel nunmal nicht für alle da sind.
Die SPD spricht damit ganzen Bevölkerungsgruppen ab sich gesund und fair zu ernähren und treibt damit die Spaltung der Gesellschaft voran.
Anstatt für eine gerechte Sozial- und Ernährungspolitik zu kämpfen werden Unternehmer wie ich zum Sündenbock für eine verfehlte Politik gemacht.
Es kann nicht sein, dass die Sozialdemokratie zum Protest für einen Konzern aufruft, dessen Preise auf Preisdumping und Zerstörung unserer Zukunft basieren und dessen Gewinne aus der Stadt abfließen.
Es ist für mich unbegreiflich, dass die Sozialdemokratie zu einem Protest gegen diejenigen aufruft, die für eine gerechteres uns sozialeres Lebensmittelsystem kämpfen und dafür mit ihrer Existenz einstehen.
Ein Protest, der in den letzten Wochen mit Fake News, Unwahrheiten, Hatespeech und teils mit xenophoben Beleidigungen Stimmung gegen mich, die Händler und Betreiber der Markthalle aufgefallen ist.
Die SPD stellt sich in die Reihe derer, die mich allein aufgrund meines Bartes und Hutes zum Hipster-Hassobjekt erklären und die ihre Frustration und Hass gegen alles und jeden richten, der für einen Wandel steht, wie auch immer er aussieht.
Die SPD stellt sich in die Reihen derer, die mir auf ihren Protestplakaten raten mich am besten umzubringen. (Auch wenn sie sich inzwischen gegen Beleidigungen ausspricht.)
Das werde ich nicht tun!
Ich kämpfe weiter für das Ziel: Gutes Essen für alle und das nicht auf Kosten anderer oder unserer Zukunft.
Wir müssen darüber sprechen warum viele Teile unserer Gesellschaft sich keine Lebensmittel zu einem echten Preis leisten können. Nicht darüber wie wir diejenigen am Leben erhalten, die Preisdumping betreiben und unsere Gesellschaft weiter spalten.