Vor einigen Wochen durfte ich das Symposium der Gemeinschaft in der Nähe von Berlin moderieren. „Die Gemeinschaft“ ist ein Berliner Netzwerk von handwerklichen LebensmittelproduzentInnen, GastronomInnen und KöchInnen.
Das Ziel der Gemeinschaft ist eine weitreichende Vernetzung, um die Zusammenarbeit zu fördern und das Fundament für eine neue deutsche Esskultur mit eigener Identität zu legen. Initiiert von den Berliner Restaurants Horváth und Nobelhart & Schmutzig basiert die Gemeinschaft auf der Nähe zwischen ProduzentInnen und KöchInnen.
Auf Gut Kerkow wurde ein Tag lang diskutiert unteranderem auch darüber ob es eine NDK – eine neue deutsche Küche gibt.
Ein paar Tage später wurde ich vom Effilee Magazin gefragt was die „Neue deutsche Küche“ ausmacht.
Im Aktuellen Winterheft findet sich meine Antwort neben den von kulinarischen Experten wie Ursula Heinzelmann, Tim Raue oder Thomas Vilgis.
Die “Neue deutsche Küche” ist ein Experimentierraum, der geprägt ist von mutigen VorreiterInnen, wagemutige GastronomInnen und kreativen ProduzentInnen.
Kennzeichnend ist neben der äußerst zeitgenössischen Experimentierfreude, die Vielfalt der Ansätze und ein neues Verhältnis von KöchInnen und ProduzentInnen über die üblichen Grenzen und Gourmet-Klischees hinweg.
Interessant ist, dass sich neben der Avantgarde ein immer breiteres Feld an eher zugänglicheren, kulinarischen MitstreiterInnen herausbildet. #CasualGeilDining
Die Frage für die Zukunft ist, ob diese Entwicklungen in Deutschland auch außerhalb, also international, Beachtung finden und wie man dieses Interesse messbar bzw. bewertbar macht. Vielen ProtagonistInnen geht es heute weniger darum in den alten zum Teil ausgedienten Bewertungssystemen der Gastronomie mitzuspielen, als vielmehr darum einen eigenen Weg zu gehen. Vielleicht braucht es daher auch neue Kriterien abseits der alten Sterne, Punkte und Wasserlisten internationaler Großkonzerne um die neue deutsche Küche zu bewerten und ihre Erfolge messbar zu machen.
Das Momentum für eine „Neue deutsche Küche“ ist aus meiner Sicht vorhanden. Die Frage ist ob dieses genutzt wird und genug Unterstützung, nicht nur von Gästen sondern auch aus anderen Bereichen wie z.B. der Politik erfährt. In Deutschland neigt man ja auch in anderen Bereichen dazu so lange an der perfekten Lösung zu tüfteln bis andere mit schneller entwickelten Innovationen vorbei gezogen sind.
Die neue deutsche Küche mit ihren innovativen interdisziplinär-vertikalen Ansätzen vom Acker bis zum Teller hat eine gute Chance in der heutigen Welt.