Biotechnologie und Esskultur - Ausblick im Magazin foodservice

Für die Jubiläumsausgabe des Fachmagazins für professionelle Gastronomie foodservice habe ich einen Gastbeitrag beigesteuert, der einen Blick in eine nicht all zu ferne Zukunft wirft.

Wie sieht die Zukunft auf dem Teller aus, wenn ein Zusammenspiel aus Biotechnologie und digitaler Technologie Innovationen hervorbringt, die unsere Esskultur gravierend verändern könnten?

Am 11. Januar 2020 um 2:05 Uhr morgens war es soweit. Edward Holmes, Professor an der University of Sidney war der erste, der bei Twitter begeistert den Downloadlink postete: Forscher:innen aus der ganzen Welt konnten sich nun die Gensequenz des neuartigen Coronavirus herunterladen, der gerade in China angefangen hatte immer mehr Menschen zu infizieren. Ein Team von der Universität Shanghai hatte ihn zuvor sequenziert, digitalisiert und hochgeladen. Nur wenige Wochen später waren bereits die ersten RNA-Impfstoffe fertig und konnten getestet werden. Einer der Kandidaten wurde nur Monate später, am 26. Dezember 2020 in Halberstadt erstmalig in Deutschland verimpft. Eine Revolution.

Die Durchbrüche der Biotechnologie, die nur im Zusammenspiel mit den enormen Fortschritten digitaler Technologie und der Automatisierung denkbar sind, werden nicht nur die Medizin, sondern auch die Zukunft auf unseren Tellern und unserer Esskultur verändern.

Die fortschrittlichsten Food-Startups sind heute schon hochdiverse Verbunde aus Foodies, Techies und Biotechnolog:innen. Sie arbeiten in durchdigitalisierten Laboren an ihren Innovationen. In der Produktentwicklung liefern selbstlernende Algorithmen zunächst virtuelle Simulationen einzelner Moleküle der neuen Produkte. Später erblicken sie in den Bioreaktoren als neuartige Proteine das Licht der Welt .

In anderen Laboren entstehen aus Datenbündeln von DNA-, Mikrobiom- und Blutanalysen ernährungsbewusster Kund:innen "live" abgestimmte Ernährungsempfehlungen, die anschließend direkt in die App gesendet werden können. Personalisierter geht es nicht mehr.

Die Welt, die hier entsteht, stellt den Außer-Haus-Markt vor völlig neue Herausforderungen, bietet aber auch Chancen: für ressourcenschonendere Produkte, gesündere Lebensmittelwelten und personalisierte Erlebnisse, die noch gestern undenkbar schienen. Nicht zuletzt die Politik muss sich Gedanken machen, wie sie mit dieser Weiterentwicklungen der digitale Transformation und BioTech mithalten will.