Interview zu Fake-Food im Schrot & Korn Magazin 5/2019

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Auf der Zutatenliste einer Geflügelwurst, die du kürzlich im Discount gefunden hast, stand „Separatorenfleisch“. Was ist das?

Ein Brei aus Fleischresten und Mark, der beim maschinellen Knochenputz entsteht. Im Prinzip sind das Teile aus denen man auch Fleischbrühe kocht. Nur trinken wir eben nicht so viel Brühe, wie anfällt.

Gefunden im Discounter: Separatorenfleischrolle mit üppigem Zusatzstofforchester.

Gefunden im Discounter: Separatorenfleischrolle mit üppigem Zusatzstofforchester.

Was ist denn schlecht am Separatorenfleisch? Ist doch eigentlich gut, wenn nichts weggeworfen wird.

Das Problem ist: Die Fett- und Wasseranteile in Separatorenfleisch brauchen Zusatzstoffe, damit sie wie Wurst zusammengekleben. Dann kommen noch Zusatzstoffe hinzu, die Geschmack und Aussehen optimieren, bzw. die mindere Qualität kaschieren. Auf der Zutatenliste stehen etwa „Gewürzextrakte“ oder „Aromen“. So entsteht eine essbare Substanz, ein Fake-Produkt, das nicht mehr sehr viel mit einem echten, handwerklichen Lebensmittel zu tun hat, aber eben so tut, als ob.

Das aktuelle Schrot & Korn Magazin 5/2019 findet sich in fast jedem Bio-Laden.

Das aktuelle Schrot & Korn Magazin 5/2019 findet sich in fast jedem Bio-Laden.

In welchen Produkten landen die rund 70000 Tonnen Separatorenfleisch, die jährlich in Deutschland anfallen?

Die Hersteller sagen, es kommt in Tierfutter oder ins Ausland. Tatsache ist: Es wird mehr davon hergestellt als verarbeitet wird. Es gibt Vermutungen über den Verbleib, jedoch gibt es keine Belege. Wenn allerdings nur zwei, drei Prozent Separatorenfleisch undeklariert in eine Wurst kommen, ermöglicht das bei großen, industriell vermarkteten Mengen ganz beträchtliche Gewinne.

Fällt das bei Lebensmittelkontrollen nicht auf?

Viele Hilfsmittel, die während der Herstellung eingesetzt werden, sind im Produkt nicht mehr nachweisbar. Zum Beispiel verkauft eine Firma Proteine aus Blutplasma und Kollagen an die Fleischindustrie. Auf ihrer Homepage werben sie damit, dass sie mit Proteinen die Qualität von Fleisch verbessern können. Doch welche Produkte gedopt sind, weiß niemand so genau.